Grundsteinlegung für Stuttgart 21 Bahnhof

 

 

Am 16. September 2016 fand in der Baugrube des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs, Teil des Bahnprojekts Stuttgart 21 (S21), die Grundsteinlegung statt. Vor gut secheinhalb Jahren, am 2. Februar 2010, hatte der Bau des Bahnprojekts mit der symbolischen Anhebung eines Prellbocks begonnen.

Der Architekt Christoph Ingenhoven und Bahnchef Rüdiger Grube
Der Architekt Christoph Ingenhoven und Bahnchef Rüdiger Grube

„Aus terminlichen Gründen“ konnten an der Grundsteinlegung weder der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) noch sein Parteifreund, der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn teilnehmen. Der Berliner Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle (CDU) kritisierte das Fernbleiben der Grünen Spitzenpolitiker in seiner Rede scharf und über sah dabei geflissentlich, dass auch der CSU Verkehrsminister Alexander Dobrindt und der baden-württembergische Vize-Regierungschef Thomas Strobl (CDU) der Veranstaltung fern blieben. Von einer möglichen Teilnahme der Bundeskanzlerin Angela Merkel (Haushaltsrede am 15. September 2010: Stuttgart 21 ist der Maßstab für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands[1])  ganz zu schweigen.

Auch bei der Bahn herrscht zur Zeit nicht eitel Sonnenschein: Der Streit um die möglichen Kosten für das Projekt Stuttgart 21 spitzt sich auf höchster politischer Ebene weiter zu. Seitens des Bundesrechnungshofs sind schwere Vorwürfe gegen das Bundesverkehrsministerium bekannt geworden: Die Weigerung des Ministeriums von Alexander Dobrindt (CSU), die Finanzierung des Bahnprojekts S21 begleitend zu überwachen, sei eine Pflichtverletzung. Es bestünden „bedeutende finanzielle Risiken für den Bundeshaushalt. Deshalb hält es der Bundesrechnungshof für dringend geboten, dass das Bundesverkehrsministerium als wichtiger Zuwendungsgeber künftig seine Überwachungs- und Steuerungsmöglichkeiten beim Projekt Stuttgart 21 konsequent ausschöpft.“ so die Prüfer.

Rechnungshof befürchtet Stuttgart 21 kostet bis zu 10 Milliarden

Zuvor hatte der Bundesrechnugshof, so verschiedene Medien, in einem Papier bereits gewarnt, das Projekt könnte die Steuerzahler und die Deutsche Bahn bis zu zehn Milliarden Euro kosten. Bahnchef Rüdiger Grube widersprach bei der Grundsteinlegung dieser Darstellung: Das Projekt werde im vereinbarten Kostenrahmen von 6,5 Milliarden Euro bleiben und verwies auf ein eigenes Gutachten: „Wir wollen das Vertrauen, das man den Projektpartner entgegen bringt weiter pflegen und hochhalten. Dazu gehört maximale Transparenz und schlichtweg Ehrlichkeit. Daher werden wir die Ergebnisse des Projektgutachtens, das der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG im März in Auftrag gegeben hat, allen Beteiligten umfassend zu Verfügung stellen. Hierzu wird es am 13. Oktober eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung geben. Es wird nichts verschwiegen, es wird nichts versteckt: Es kommt alles auf den Tisch.“

Grundsteinlegung Stuttgart 21 Bahnhof
Professor Gerhard Heimerl (rechts), der Erfinder von Stuttgart 21, im Gespräch mit Helmut Riegger, Elmar Steinbacher und dem ehemaligen Projektsprecher Dr. Udo Andriof

Der Architekt Christoph Ingenhofen warb in seiner Rede nochmals für die Idee von Stuttgart 21: „Stuttgart, das einst vom Württembergischen König ins Tal nahe an das Schloss heran befohlen wurde“ werde durch die Tieferlegung der Durchgangsgleise von seinen Fesseln befreit. Weiter schwärmte er von seinem Entwurf: „Der Bahnhof selbst, eine tiefliegende und dennoch lichtdurchflutete poetische Raumkonstruktion, ist der architektonische Botschafter eines neuen Eisenbahnzeitalters der Hochgeschwindigkeit und des Komforts.“

Nach den Reden ging es hinaus auf das Baufeld 16, wo eine Zeitkapsel in den Grundstein gelegt wurde. Sie enthält nach offiziellen Angaben ein ICE-Zugmodell, die tagesaktuellen Ausgaben der Stuttgarter Zeitungen und des Amtsblatts der Landeshauptstadt Stuttgart, einen Euro-Münzsatz und eine Urkunde über die Grundsteinlegung. Den Schneid, auch einige Unterlagen der S21-Gegner als historisches Dokument beizulegen, hatte man offensichtlich nicht. Dabei sollte eine „Zeitkapsel“ eigentlich die gesamtheitliche Stimmung am Tag der Grundsteinlegung dokumentieren. Nachdem die Zeitkapsel im Grundstein versenkt war,  wurde der Grundstein von der versammelten Prominenz gemeinsam zugemauert. Wobei „Grundstein“ doch etwas übertrieben ist: Es handelte sich um ein Beton-Fertigteil aus dem Kanalbau, dass auf den Holzbretten stand. Wenige Tage später war der „Grundstein“ auch schon wieder von seinem Platz verschwunden.

Begleitet wurde die Veranstaltung von mehreren hundert Projektgegnern, die sich lautstark bemerkbar machten.

 

 

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